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„Was wäre gewesen, wenn?“ 5 Wege um endlich bessere Entscheidungen zu treffen und zufriedener mit Deiner Wahl zu sein.

Entscheidungen – jeder Tag besteht aus ihnen. Was ziehst Du heute an? Woran arbeitest Du als erstes? Holst Du Dir jetzt einen Snack oder erst später? Eine Kugel Schokolade, Erdbeer, Vanille oder doch „Kokos-Ananas-Limette-Rum“? Von den kleinen Entscheidungen des Alltags zu den großen, die unser Leben zumindest mittelfristig beeinflussen: Niemand kommt darum herum, sich Fragen stellen und beantworten zu müssen. Doch wie schaffst Du es, schnellere und bessere Entscheidungen zu treffen? Wie kannst Du dafür sorgen, dass Deine Entscheidungen sich richtig anfühlen?

Ein Problem in unserer heutigen Welt ist, dass unser Leben stetig komplexer wird. Mit der steigenden Verfügbarkeit von Möglichkeiten durch die Digitalisierung die Globalisierung steigt die Anzahl an Entscheidungen, die wir treffen müssen. Oma Berta musste sich noch nicht fragen, ob sie zum Essen eine Serie auf Netflix anmacht oder lieber Youtube durchlaufen lässt. Ebenfalls musste sie nicht aus Millionen Songs auf Spotify für ihre Playlist wählen. Außerdem war sie nicht auf Tinder unterwegs und musste sich entscheiden, ob sie nach links oder rechts wischt. Sie musste sich vermutlich auch nicht fragen, ob sie ein freiwilliges soziales Jahr macht und an welcher Uni in Europa sie studieren sollte. Kurz gesagt: Die Möglichkeiten sind Geschenk und Plage zugleich

5 Tipps für bessere Entscheidungen

Da Du nicht darum herumkommen wirst, Entscheidungen zu treffen, möchte ich ein paar wissenschaftliche Erkenntnisse und Empfehlungen mit Dir teilen. Diese Tipps helfen Dir, bessere Entscheidungen treffen zu können, und sind sowohl auf die kleinen Entscheidungen des Alltags als auch auf große Lebensfragen anwendbar.

1. Hab keine Angst vor negativen Konsequenzen

Menschen neigen dazu, die Auswirkungen von Entscheidungen auf ihr Leben zu überschätzen. „Die hedonistischen Auswirkungen der meisten Ereignisse sind kürzer und weniger intensiv als man glaubt“, so Harvard-Psychologieprofessor Daniel Gilbert. So konnte zum Beispiel in einer einflussreichen Studie gezeigt werden, dass Lottogewinner keinesfalls glücklicher als andere Menschen sind und dass sie sogar weniger Freude in den kleinen alltäglichen Dingen sehen1

Außerdem konnte gezeigt werden, dass das größte Motiv beim Entscheidungen treffen die Vermeidung von Verlusten – nicht etwa das Erreichen von Gewinnen – ist2. Vielleicht kennst Du es auch: Du meldest sich im Meeting nicht zu Wort aus der Befürchtung heraus, etwas Dummes zu sagen. Du gehst beim Dating nicht gefühlsmäßig „all in“ aus Angst, verletzt zu werden. Kurz gesagt: Menschen entscheiden so, als ob ein möglicher Verlust mehr schmerzen würde als ein Gewinn freuen würde. Aber interessanterweise ist genau das falsch: Gilbert und seine Kollegen konnten nämlich zeigen, dass Menschen zwar Entscheidungen so treffen, als sei ein Verlust maximal schlimm. Wenn sie den Verlust aber tatsächlich erleben, so empfinden sie das in der Regel deutlich weniger schlimm als gedacht3.

Was heißt das für Dich? Fürchte Dich nicht.  Denn egal, was nach der Entscheidung passiert: Diese eine Entscheidung wird Dich weder himmelhochjauchzend noch zu Tode betrübt machen. Du wirst besser mit dem Ergebnis umgehen können als Du momentan denkst. Der Zustand des Schwankens vor einer Entscheidung ist wahrscheinlich unangenehmer als die möglichen Konsequenzen. Also: Go for it.

2. Harte Entscheidung – leichtes Leben 

Du kennst sicherlich die Art von Entscheidungen, die einen leichten Weg und einen harten Weg beinhalten, oder? Ein paar Beispiele: Du bist nicht vollständig zufrieden im Job. Sollst Du wechseln oder nicht? Du bist nicht ganz glücklich mit Deiner Partnerschaft. Sollst Du Dich trennen oder nicht? Solltest Du Dich heute noch aufraffen und Sport machen? Solltest Du die nette Person an der Bar ansprechen?

All diese Entscheidungen haben etwas gemeinsam: Es gibt eine Option mit kurzfristig möglicherweise negativen Konsequenzen. Eine Abfuhr, eine Arbeitslosigkeit, der innere Schweinehund. All das ist kurzfristig aversiv. Das möchtest Du nicht. Verständlich. Wir haben oben schon besprochen, wie stark Menschen durch die Vermeidung von Verlust motiviert sind2

Ich möchte Dir die andere Option aus zwei Gründen schmackhaft machen: Der erste Grund liegt in dem Wesen der Emotion Angst. Angst wird nämlich aufrechterhalten, indem man das Gefürchtete vermeidet, und sie wird bekämpft, indem man das Gefürchtete tut. Wenn Du Dich für den einfachen Weg entscheidest, gehst Du der Angst aus dem Weg. Entscheidungen dieser Art werden Dir dann weiterhin Angst machen oder Dich herausfordern. 

Wenn Du Dich hingehen für den harten Weg entscheidest, wirst Du Dich an diese Art der Entscheidungen gewöhnen. Allein das wird Dir das Leben vereinfachen.

3. Achte auf Deine Gefühlslage

Emotionen sind für Entscheidungen extrem wichtig. Denn durch Emotionen werden vergangene Erlebnisse abgespeichert und für aktuelle Entscheidungen verwendet. Wenn Du zum Beispiel eine riskante Situation im Straßenverkehr erlebt hast, bei der Du zu schnell unterwegs warst, erhöht die erlebte Angst in der Situation die Wahrscheinlichkeit, dass Du in Zukunft langsamer fährst. Wenn Du Dich über ein Lob eines Vorgesetzten freust, wirst Du das gelobte Verhalten in Zukunft öfter zeigen. 

Führen Emotionen denn immer dazu, bessere Entscheidungen treffen zu können, oder sollte man Entscheidungen möglichst nüchtern und objektiv treffen? Hier ein paar Befunde, inwiefern Emotionen unsere Entscheidungen beeinflussen:

  • Wut macht Dich risikobereiter, vor allem, wenn Du ein Mann bist.Außerdem macht Wut Dich egoistischer.5
  • Ekel macht vorsichtiger, vor allem, wenn Du eine Frau bist.4
  • Traurigkeit führt dazu, dass Du eher dazu neigst, schnelle Belohnungen vorzuziehen.6
  • Positive Emotionen führen im Vergleich zu leichter Traurigkeit eher zu falschen sozialen Urteilen.7

Da Deine Emotionen immer eine Funktion erfüllen, verwundert es nicht, dass sie auch Deine Entscheidungen beeinflussen können. Die Funktion von Wut ist die Verteidigung. Ekel soll Dich von einer gesundheitsschädlichen Sache fernhalten. Freude soll dazu führen, dass Du den Status Quo erhältst. Trauer soll dazu führen, dass Du Deine Situation veränderst und soziale Unterstützung erfährst.8

Allerdings können manche Deiner aktuellen Gefühle für die Entscheidung, die Du zu treffen hast, irrelevant sein. Wenn Du zum Beispiel wütend bist, weil Dir auf dem Weg zur Arbeit jemand die Vorfahrt genommen hast, ist es sinnvoll zu wissen, dass Du gerade dazu tendierst, risikobereiter zu sein. Eine finanzielle Entscheidung solltest Du jetzt vielleicht besser nicht treffen. 

Oder wenn Du eine wichtige Hausarbeit zu schreiben hast und Dich gleichzeitig über das schöne Wetter freust und den Laptop mit auf eine Wiese nehmen möchtest, solltest Du folgendes in Betracht ziehen: Freude versetzt Dich in einen motivationalen Zustand, an dem Du weniger motiviert sein wirst, etwas zu ändern, sprich: an der Hausarbeit zu schreiben. Das Vorhaben mit der Hausarbeit auf der sonnigen Wiese könnte zum Scheitern verurteilt sein.

Somit solltest Du Dich um bessere Entscheidungen treffen zu können fragen, ob Deine aktuelle Gefühlslage eine sinnvolle Grundlage ist für die Entscheidung, die Du zu treffen hast. Wenn nicht, vertage die Entscheidung!

4. Vermeide sozialen Druck

Warum kommen Staubsaugervertreter von Tür zu Tür? Warum spricht Dich die nette junge Person auf der Straße an, ob Du SOS-Kinderdörfer unterstützen möchtest? Weil niemand immun gegen sozialen Einfluss ist. 

Sozialer Druck entsteht, weil Du Menschen gefallen möchtest, weil Du nicht anecken möchtest. Dieser Druck kann Deine Entscheidungen massiv verfälschen. In einem extrem populären und ethisch bedenklichen Experiment aus dem Jahr 1963 konnte sogar gezeigt werden, dass Menschen allein durch die Anwesenheit einer Autoritätsperson dazu gebracht werden können, deren Vorschläge durchzuführen. Auch wenn das die Vergabe von lebensbedrohlichen Stromstößen an andere Versuchsteilnehmer beinhaltet!9

Um bessere Entscheidungen treffen zu können, ist es also extrem sinnvoll, vor der Entscheidung soziale Einflüsse so gut es geht zu eliminieren. Zwar ist es ok, wenn Du Dir Meinungen einholst. Aber die Entscheidung selbst solltest Du niemals aus einer sozialen Situation heraus treffen. Außerdem solltest Du Situationen im Auge behalten, in denen Dein komplettes soziales Umfeld dieselbe Meinung vertritt. In solchen Situationen bist Du besonders gefährdet, diese Meinung anzunehmen. Und manchmal lohnt es sich, genau diese Meinung in Frage zu stellen. Ich erspare Dir historische Beispiele. 

5. Beschränke Deine Optionen

Die Freiheit zu entscheiden ist wirklich ein Geschenk, was ich nicht missen möchte. Und dennoch möchte ich anhand von einem Beispiel verdeutlichen, was das Problem an Optionen ist: 

Lisa war immer schon ein sehr hübsches und lebensfrohes Mädchen. Die Aufmerksamkeit von Männern war ihr sicher, egal wo sie war. Schon zu Schulzeiten zog sie deswegen sowohl Neid als auch Bewunderung auf sich. Natürlich genoss sie das Gefühl, diese ganzen Optionen zu haben. Es gab ihr ein Gefühl von Überlegenheit, von Kontrolle. In der Regel war sie an ihren Verehrern nicht interessiert. Interessiert war sie an Jungs – und später Männern – welche noch nicht zu ihrem Dunstkreis gehörten. Das Ziel war dann, diese in ihren Bann zu ziehen. Und oftmals gelang ihr das auch.

Doch leider hat Lisa ein Problem, was mit der Zeit immer größer geworden ist und mittlerweile von ihr als „story of my life“ bezeichnet wird: Sobald jemand sich für sie interessiert, verliert sie das Interesse. Das führt dazu, dass sie der Person keine Aufmerksamkeit mehr zeigt. Das wiederum führt über kurz oder lang dazu, dass die Person sich von ihr abwendet. Und dann passiert das Fatale: In dem Moment kommt Lisas Interesse zurück – aber oftmals zu spät. Sie hat es bis heute nicht geschafft, eine langfristige und wirklich glückliche Beziehung zu führen.

Auch die Forschung zeigt, dass mehr Optionen nicht dazu führen, dass Du Dich mit Deinen Entscheidungen besser fühlst: Die psychologische Forscherin Sheema Iyengar von der Columbia University in New York konnte zeigen, dass Menschen sich besser fühlen, wenn sie einen Schokoriegel aus fünf möglichen Riegeln auswählen, als wenn sie die Wahl aus 30 unterschiedlichen Riegeln haben. 

Also das Fazit für Dich: Wenn Du die Möglichkeit hast, Deine Optionen zu beschränken, dann tu das so schnell wie möglich. Vielleicht reicht es, eine Person um Rat zu fragen, anstatt 10? Vielleicht solltest Du nur zwei Internetseiten durchforsten und nicht eine komplette Marktübersicht anstreben? 

Und hier sind zum Abschluss noch ein paar philosophische Denkanstöße, um bessere Entscheidungen treffen zu können.

Quellen

[1] Brickman, P., Coates, D., & Janoff-Bulman, R. (1978). Lottery winners and accident victims: Is happiness relative?. Journal of personality and social psychology36(8), 917.

[2] Kahneman, D., & Tversky, A. (2013). Choices, values, and frames. In Handbook of the fundamentals of financial decision making: Part I (pp. 269-278).

[3] Kermer, D. A., Driver-Linn, E., Wilson, T. D., & Gilbert, D. T. (2006). Loss aversion is an affective forecasting error. Psychological science17(8), 649-653.

[4] Fessler, D. M., Pillsworth, E. G., & Flamson, T. J. (2004). Angry men and disgusted women: An evolutionary approach to the influence of emotions on risk taking. Organizational behavior and human decision processes95(1), 107-123.

[5] Fessler, D. M., & Haley, K. J. (2003). The strategy of affect: Emotions in human cooperation 12. The Genetic and Cultural Evolution of Cooperation, P. Hammerstein, ed, 7-36.

[6] Garg, N., & Lerner, J. S. (2013). Sadness and consumption. Journal of Consumer Psychology23(1), 106-113.

[7] Forgas, J. P. (1998). Happy and mistaken? Mood effects on the fundamental attribution error. Journal of Personality and Social Psychology, 75, 318–331.

[8] Nesse, R. M. (2019). Good reasons for bad feelings: insights from the frontier of evolutionary psychiatry. Penguin.

[9] Milgram, S. (1963). Behavioral study of obedience. Journal of Abnormal and Social Psychology , 67, 371-378. 

[10] Iyengar, S. S., & Lepper, M. R. (2000). When choice is demotivating: Can one desire too much of a good thing? Journal of Personality and Social Psychology, 79, 995–1006.

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