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Die Innenarchitektin: Zwischen Selbstständigkeit und Familienleben

Im Interview

Die Innenarchitektin

Wie Lena-Marie ihr Hobby zum Beruf gemacht hat und wie sie es schafft, die Selbstständigkeit mit ihrer Rolle als Mutter zu vereinbaren.

Lena Marie Simmer

Über Lena-Marie

Eigentlich wollte sie nach dem Abitur Journalistin werden. Da Journalismus allerdings ein Aufbaustudiengang ist, musste sie sich zuvor für etwas anderes entscheiden. Weil Lena-Maries Leidenschaft schon immer die Kreativität, das Basteln und Werkeln war, entschied sie sich für das Studium der Innenarchitektur. 

Die ersten beiden Semester stellten eine große Herausforderung dar. „Man muss sehr viel entwerfen und kreieren – die meiste Zeit unter Zeitdruck“, berichtet sie. Dies schulte aber nachhaltig die Kreativität und den Blick für das Wesentliche. Lena-Marie ist drangeblieben und hatte im Laufe des Studiums immer mehr Spaß an der Sache. Durch Praktika und einen studentischen Job bei einem Büromöbel-Hersteller ist sie langsam in die Berufswelt geschlittert. Schließlich war das Studium nach 8 Semestern auch schon vorbei und Lena-Marie hatte als eine der letzten Innenarchitekturstudierenden das Diplom in der Hand, welches mittlerweile an allen deutschen Unis durch einen Master ersetzt wurde. Und plötzlich stellte sie fest, dass sie gar nicht mehr Journalistin werden wollte. Sie wollte als Innenarchitektin arbeiten und sich selbstständig machen!

2009 ist sie, direkt nach dem Studium, in die Selbstständigkeit gestartet, 2015 kam ihr erstes Kind zur Welt, 2020 in der Coronazeit ihr zweites. Ich traf Lena-Marie zum Interview, um mit ihr über ihre Doppelrolle als Innenarchitektin und Mutter zu sprechen.

Reingezoomt

Ein Arbeitstag

„Einen typischen Arbeitstag gibt es eigentlich nicht, denn meine Arbeit ist sehr vielschichtig. Ich betreibe Kundenakquise, und berate telefonisch, persönlich vor Ort oder per Videochat.

In reinen Planungsphasen erarbeite ich 3D-Raummodelle und richte diese virtuell ein, erstelle Moodboards und Collagen, um meine Ideen zu illustrieren. Auch Buchhaltung und Angebote schreiben gehört dazu. Auf den Baustellen meiner Kunden übernehme ich die Koordination von Handwerkern und plane weitere Maßnahmen.

Seit der Geburt meiner Tochter fallen die Arbeitszeiten oft auf den Abend und das Wochenende.“

"Erfolg bedeutet für mich, den eigenen Beruf mit Leidenschaft auszuüben und mit mir selbst zufrieden zu sein."
lena-marie Simmer

Was denkst du über ...

Work-Life-Balance

„In einem Familienverbund ist es schon wichtig, eine Balance zwischen Arbeit und Freizeit zu finden. Ich habe das Glück, dass ich mit meinem Mann schon seit meinem 19. Lebensjahr zusammen bin und wir genau wissen, wie der andere tickt. Aber wir müssen uns dennoch aktiv Zeit füreinander nehmen, um nicht nur als Eltern aneinander vorbeizulaufen.

Wenn beide Partner arbeiten, ist ein klassischer Familienalltag mit Ausflügen am Wochenende nicht immer möglich. Aber ein schöner Abend am eigenen Esstisch bringt für mich auch einen schönen Ausgleich.“

Was denkst du ...

Sollte man seinen Traumberuf finden?

„Solange man etwas mit Leidenschaft tut, ist es ein Traumberuf. Man sollte nicht darauf warten, dass der Traumberuf zu einem kommt, sondern daran arbeiten, ihn zu finden. Entweder kann man ein Hobby ausbauen und zum Beruf machen. Oder man kann versuchen, den eigenen Job so zu formen, dass er zum Traumberuf wird. Vielleicht kann man mit dem, was man tut, anderen weiterhelfen (z. B. über die sozialen Netzwerke)? Ich glaube, dass man sich jeden Beruf zum Traumberuf formen kann.“

Was denkst Du ...

Sollte man wissen, wo man in 10 Jahren stehen möchte?​

„Wer planlos durch die Gegend läuft, findet nicht sein Glück. Ziele sind eine Formel fürs Glücklichsein, weil man dann konstant auf etwas hinarbeitet. Ich wollte immer ein eigenes Büro und eine Familie haben und habe darauf hingearbeitet.“

"Ich glaube, dass man jeden Beruf zum Traumberuf formen kann. Man hat da mehr Spielraum als man denkt."
Lena-Marie Simmer

Berufsprofil Innenarchitektin

Der Job

Wie wird man Innenarchitektin?

Nach dem 8 Semester langen Studium an einer Fachhochschule ist die korrekte Berufsbezeichnung „Diplom Ingenieurin (FH) Innenarchitektur“. Daraufhin kann nach einer zwei- bis dreijährigen Praxiszeit die Eintragung in eine Architektenkammer beantragt werden. Erst nach erfolgreichem Kammereintrag, darf die Berufsbezeichnung „Innenarchitekt*in“ geführt werden. Diese Berufsbezeichnung ist gesetzlich geschützt, da hiermit auch eine Bauvorlageberechtigung einhergeht. Zur Eintragung ist neben der Praxiszeit und dem Besuch von Fortbildungen auch ein Nachweis darüber zu erbringen, dass man in allen Leistungsphasen der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure gearbeitet hat. Es müssen Ausarbeitungen von Projekten und Plänen vorgelegt werden. Bei diesen Themen wurde Lena-Marie durch eine Kollegin und Mentorin unterstützt.

Wie sind die Verdienstmöglichkeiten?

Das Durchschnittsgehalt als Innenarchitektin liegt bei knapp 54 000 Euro im Jahr, was rund 15 000 Euro über dem Durchschnittsgehalt in Deutschland liegt. Lena-Marie betont jedoch, dass die Verdienstmöglichkeiten nicht nur rosig seien: „Gerade als angestellte Berufseinsteigerin in Architekturbüros macht man oft viele Überstunden und das Einstiegsgehalt ist eher gering. Ein weiterer Motivator für meine Selbstständigkeit war sicherlich auch die Chance auf ein deutlich höheres Gehalt. Man sollte insbesondere als Mutter für die Erziehungszeit vorsorgen und entsprechend Rücklagen bilden.“ 

Angestellt oder selbstständig?

Lena-Marie betont, dass diese Entscheidung von mehreren Faktoren abhängig sei: „Die meisten sehen die Selbstständigkeit als Hürde aufgrund der größeren Unsicherheit. Ich habe aber in den Praktika immer gemerkt, dass ein 9:5-Job nichts für mich ist. Als Selbstständige arbeite ich wohl manchmal auch mehr als als Angestellte, aber dafür auch wann und wo ich will.

Die Selbstständigkeit geht allerdings auch mit einem nicht zu unterschätzenden Verwaltungsaufwand einher. Administrative Dinge wie Steuer, Buchhaltung, Projektverwaltung,Angebote und Rechnungen schreiben… all das muss man im Blick behalten. Als kreativer Mensch fallen einem diese Themen oft nicht so leicht.“

Welche Stressoren bringt der Beruf mit sich?

  • Es kann stressig sein, extern gesetzte Deadlines einhalten zu müssen. 
  • Präsentationen vor wichtigem Publikum.
  • Wenn man selbstständig ist, lebt man in ständiger Unsicherheit, ob ein neues Projekt hereinkommt.

Welche Glücksmomente gibt es?

  • Wenn Planungen gut ankommen und man Lob oder Weiterempfehlungen bekommt.
  • Schöne Bilder zu erschaffen und diese in die Realität umzusetzen.
  • Es ist schön, etwas in den Händen zu halten, wenn man mit der Arbeit fertig ist.
  • Der Beruf ist unglaublich vielseitig. Man kann in die Werbung gehen oder Shops, Büros, Arztpraxen oder Hotels designen. Auch die Betätigungsfelder sind vielseitig. Man ist auf Baustellen unterwegs, plant am PC, präsentiert und kommuniziert.

Welche Eigenschaften sollte man haben?

  • Kreativität
  • Handwerkliche Begabung
  • Kommunikationsfähigkeit
  • Einfühlungsvermögen: Man sollte die richtigen Fragen stellen können.
  • Lernbereitschaft: Man sollte sich immer wieder neue Themen aneignen und sich fortlaufend weiterbilden.
  • Wenn man mit Technik gut umgehen kann, wird einem die Arbeit extrem erleichtert.

Denkanstöße

Lena-Marie ist für mich ein inspirierendes Beispiel für eine berufstätige Mutter, die zeigt, dass sich mit den richtigen Voraussetzungen die berufliche Leidenschaft und der Traum einer Familie miteinander verbinden lassen. 

Ich habe sie gefragt, ob sie es jemals als Nachteil erlebt hat, eine Frau zu sein, denn – let’s face it – auch wenn wir hinsichtlich Gleichberechtigung der Geschlechter schon weit gekommen sind, sind es noch immer die Frauen, die allein aufgrund der körperlichen Anstrengung einer Schwangerschaft und Geburt stärker aus dem Verkehr gezogen sind. Lena-Maries Antwort überrascht mich: 

„Ich empfinde es als Privileg, eine Frau zu sein und die Elternschaft als Frau zu erleben. Für mich und meinen Mann ist die Elternschaft gleichwertig. Er war von Anfang an genauso viel bei den Kindern wie ich. Wir teilen uns wirklich 50:50 auf, was die Kinderbetreuung angeht, stärken uns gegenseitig und ergänzen uns super hinsichtlich der Stärken und Schwächen. Daher kann jeder das machen, was für ihn wichtig ist.“

Was kann man da hinzufügen?

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