Die Finanzberaterin
Im Interview
Die Finanzberaterin
Sandra spricht über ihre Erfahrungen aus 8 Jahren Selbstständigkeit. Sie zeigt, wie man durch die Kombination von Struktur und Kreativität mehr erreichen kann, als man denkt, und liefert zudem wertvolle Tipps zum Umgang mit den eigenen Finanzen.
About
Über Sandra
Finanzberaterin zu werden war nie ein Ziel von Sandra gewesen. So war auch ihr Werdegang denkbar unüblich: Die studierte Biologin hatte nach ihrem Studium Vorstellungsgespräche in Pharmaunternehmen sowie bei Greenpeace. In einem Coaching der Agentur für Arbeit setzte sie sich damals zudem mit ihren Werten auseinander und entwickelte somit eine konkrete Vorstellung von ihrem Traumberuf. Um Einstiegsgehälter besser verhandeln zu können, nahm Sandra an einem Verhandlungscoaching des Finanzdienstleistungsunternehmens MLP teil. „Warum wirst Du nicht Beraterin bei uns?“, wurde sie dort gefragt. Zunächst war Sandra skeptisch, doch dann stellte sie fest, dass die Beratertätigkeit eigentlich ziemlich genau zu ihrem ausgearbeiteten Jobprofil passte und es ihr ermöglichte, ihre Stärken im Berufsalltag einzusetzen. Damit wendete sich das Blatt.
Mittlerweile ist sie in ihrem 8. Jahr als unabhängige Finanzberaterin unter dem Dach von MLP tätig und betreut Klient*innen zwischen 19 und 65 Jahren. Ihr Interesse für Umwelt und Nachhaltigkeit kann sie ausleben, indem sie Menschen dazu motiviert, ihr Geld nachhaltig anzulegen. Durch verstärkte Selbstreflexion in der Corona-Zeit konnte sie sich zudem neu ausrichten und hat zwei Marken gegründet. Im Rahmen ihrer Marke Finanzhäppchen unterstützt sie ihre Community dabei, Finanzthemen zu verstehen und dieses Wissen richtig umzusetzen. In diesem Rahmen kann sie ihre Kreativität ausleben und eigene Ideen umsetzen.
Perspektivisch spielt Sandra mit dem Gedanken, sich in Richtung Ruhestandsplanerin zu entwickeln. Zu diesem Zwecke absolviert sie gerade ein Zertifikatsstudium. „Ich sauge unglaublich gerne Wissen auf“, erläutert sie. „Das halte ich auch für extrem wichtig, denn heutzutage verändert sich alles so schnell, sodass Agilität als Finanzberaterin unverzichtbar ist.“
Reingezoomt
Ein Arbeitstag
„Mein Tag beginnt um 6 Uhr. Die erste halbe Stunde nutze ich zum Lesen. Den Vormittag halte ich mir stets für private Projekte frei. Zunächst mache ich mir einen Tee und bin erst einmal kreativ, indem ich Blogartikel schreibe oder an meinen Marken arbeite. Außerdem nehme ich mir morgens auch etwas Zeit für mich. Ich meditiere, mache Gehirnjogging und bereite mein Essen vor, denn meine Ernährung ist mir sehr wichtig.
Danach folgt eine Stunde, die ich zur Strukturierung meines Tages nutze. Dabei sortiere ich E-Mails und bereite Termine vor. Ab ca. 11:30 Uhr habe ich die ersten Termine mit Klient*innen. Ich habe pro Tag ca. 3 Termine. Außerdem plane ich Zeit für berufliche Telefongespräche und Social-Media fest in meinen Tagesplan ein. Da ich viele Projekte gleichzeitig habe, würde es nicht funktionieren, wenn ich nicht alles fest im Kalender blocken würde. Das gilt auch für Sport oder private Termine.“
"Erfolg bedeutet für mich, zurückzublicken und sich darüber bewusst zu werden, was man alles geschafft hat."
Sandra
Was denkst du über ...
Work-Life-Balance
„Ich glaube, die persönliche Balance ist etwas sehr Individuelles. Jeder sollte für sich selbst entscheiden, wo gerade die Prioritäten sind. Manche Menschen gehen so sehr in ihrer Arbeit auf, dass es immer ein 70:30-Verhältnis zwischen Job und Privatleben sein wird. Ich persönlich strebe an, nie in den Ruhestand gehen zu wollen, weil mir der Berufsalltag so viel Spaß macht.“
Was denkst du über ...
Das Thema Traumberuf
„Ich glaube, dass es wichtig ist, zu wissen, was der eigene Traumberuf ist. Dafür ist es unverzichtbar, die eigenen Stärken zu kennen und zu etwas zu verbinden, was zu einem passt. In meinem Beispiel war es die Kombination aus Kreativität und Strukturiertheit und ich habe nach einem Beruf gesucht, der diese Eigenschaften widerspiegelt.
Aber diese Selbstreflexion kostet auch viel Zeit und Mühe. Manche Menschen nehmen daher möglicherweise hin, dass sie in ihrem Job nicht ganz zufrieden sind, arbeiten ihre Stunden einfach ab und legen die Priorität auf andere Lebensbereiche. Das muss jede*r für sich entscheiden.“
Was denkst du ...
Sollte man wissen, wo man in 10 Jahren stehen möchte?
„Zehn Jahre sind als Zeitraum sehr lang und für mich persönlich zu abstrakt. Stattdessen nutze ich 5-Jahres-Zeiträume und versuche mir erreichbare Ziele zu setzen. Ich überlege mir dann ganz konkret, wie ein typischer Tag in 5 Jahren aussehen soll, und nutze das als Basis für meine Zieleplanung.
„Ein Ziel ohne Plan ist nur ein Wunsch.“ ist eines meiner Lieblingszitate von Antoine de Saint-Exupéry („Der kleine Prinz“). Meiner Meinung nach ist es essentiell, Ziele haben und sich einen „Plan“ zu machen, wie man diese erreichen möchte. Auf diese Weise kommt man im Leben voran und entwickelt sich stets weiter.“
Finanzberaterin
Der Job
Wie wird man Finanzberaterin?
Um unabhängige Beraterin bei MLP zu werden, ist ein Studienabschluss wünschenswert, da es sich bei MLP um das in Deutschland größte Beratungshaus für Akademiker*innen handelt und so eine Beratung „auf Augenhöhe“ gewährleistet wird. Es muss aber nicht zwingend ein Abschluss im wirtschaftlichen Bereich sein, wie Sandras Beispiel zeigt. Die nötigen Fachkenntnisse werden an der unternehmenseigenen, akkreditierten MLP Corporate University erworben und stetig weiterentwickelt. Hier kann auch ein Bachelor- oder Master-Abschluss erworben werden.
Wie sind die Verdienstmöglichkeiten?
Im Durchschnitt verdient ein*e Berater*in bei MLP um die 80.000€ brutto pro Jahr. Top-Berater*innen, verdienen üblicherweise deutlich über 100.000€. Nach oben gibt es keine Begrenzung und der Verdienst hängt stark vom eigenen Engagement, der Anzahl der betreuten Personen und der Fülle an Themen ab, die ein*e Berater*in beherrscht. So kann ein*e vollständig ausgebildete*r Berater*in alle wirtschaftlichen Themen bewegen – von Versicherungen, über die Geldanlage, Altersvorsorge, Finanzierung bis hin zur Vermittlung von Immobilien als Kapitalanlage.
Welche Stressoren bringt Dein Beruf mit sich?
- Die Fülle an Aufgaben: Einerseits gibt es feste Termine mit viel Vor- und Nachbereitung, andererseits stehen laufende Anfragen oder Deadlines für dringende Anliegen an. Die Lösung liegt hier in einer guten Organisationsfähigkeit.
- Das schlechte Branchenimage: Leider ist in Deutschland die öffentliche Wahrnehmung von Finanzberater*innen meist negativ. Dem gilt es sich entgegen zu stellen und zu beweisen, dass man eben der „Goldfisch“ unter den „Finanzhaien“ ist. In Anbetracht der mangelhaften Finanzbildung in Deutschland ist hier ein Umdenken zwingend erforderlich. Eine Frage, die ich hierzu gerne stelle: Warum ist ein Ernährungsberater, Personal Trainer oder „Life Coach“ absolut empfehlenswert aber das Outsourcen von Finanzthemen scheinbar inakzeptabel?
Keine finanzielle Sicherheit aufgrund der Selbstständigkeit. Allerdings wird man in den ersten Jahren finanziell vom Unternehmen unterstützt, sodass man die Selbstständigkeit ohne großes Risiko für sich ausprobieren kann.
Welche Glücksmomente gibt es?
- Zurückzublicken und festzustellen, was in kurzer Zeit oder auch zeitgleich möglich war.
- Feedback der Klient*innen: Weiterempfehlungen, Dankesnachrichten.
- Sich ständig weiterzuentwickeln und Herausforderungen zu meistern
Die Freiheit, sich und seinen Alltag selbst organisieren zu können
Welche Eigenschaften sollte man als Finanzberaterin haben?
- Struktur & Organisationstalent sind wünschenswert, können aber auch erlernt werden
- Resilienz im Umgang mit Zurückweisung
- Disziplin und Leistungsbereitschaft
Lust dazu, über sich selbst zu lernen und hinauszuwachsen
ZUSATZFRAGE: Was rätst Du Menschen, die gerade damit beginnen, sich mit dem Thema "Finanzen" auseinanderzusetzen?
- Tracke Deine Ausgaben!
- Mache so früh wie möglich erste Erfahrungen im Bereich der Geldanlage!
- Hole dir eine* Ansprechpartner*in an deine Seite, wenn du dich nur schwer selbst aufraffen kannst. Genau dafür gibt es meinen Beruf! 😉
Denkanstöße
Durch ihren Beruf hat Sandra sich selbst gefunden. Sie hat gelernt, mutig zu sein, Dinge umzusetzen, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Auch ist ihr klargeworden, dass es in der Berufswelt nicht primär um Fachwissen geht. Es geht darum, sich auf die eigenen Stärken zu fokussieren und diese bewusst zu leben und einzusetzen. „Wenn Menschen öfter eigene Ideen einbringen würden und sich trauen würden, sich aus starren Strukturen zu lösen, würde sie das sehr weiterbringen.“
Das Gespräch mit Sandra war eine große Inspiration, denn selten habe ich eine Person getroffen, die mit so viel Strukturiertheit und Willen an derart vielseitigen Projekten arbeitet. Dass Frauen in der Finanzbranche noch immer so wenig vertreten sind, führt sie darauf zurück, dass viele Frauen die Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie nicht sehen. Doch Sandra betont auch hier die Wichtigkeit des Zeitmanagements und vor allem auch die Möglichkeit des Outsourcings: „Die Freiheit und die gute Bezahlung ermöglichen es ja, alles, was man nicht selbst schafft, outzusourcen, zum Beispiel die Reinigung der Wohnung oder das Delegieren von Aufgaben an Assistenzen.“
Sandra schließt mit einem Appell an junge Frauen: „Wir brauchen mehr Frauen in der Finanzbranche. Traut euch das zu, probiert es aus! Setzt euch mit euren Werten auseinander. Ihr könnt in diesem Beruf viel bewirken. Lasst euch nicht durch das negative Image der Branche von einem Beruf voller Selbstständigkeit und Gestaltungsspielraum abbringen!“
Kennst Du schon das Interview mit der Rechtsanwältin Smaro Sideri? Ähnlich wie Sandra gestaltet Smaro ihren Beruf aktiv nach ihren Bedürfnissen um.